|
|
|
Wie wird man ein Landsknecht? Der Bestellbrief: Im Bestellbrief, den man auch Bestallung genannte, beauftragte der Kriegsherr, meist der Kaiser, einen Söldnerunternehmer, einem ihm ergebenen Oberisten, Fußknechte und Söldner für den Krieg anzuwerben
|
|
|
|
|
Der Bestellbrief hatte mehrere Funktionen: Er war zunächst einmal der offizielle Auftrag zur Anwerbung für den Söldnerunternehmer. Gleichzeitig nahm er auch den Söldnerunternehmer unter Vertrag, er war Treueverpflichtung für ihn selbst gegenüber dem Kriegsherrn. Außerdem stellte er die Legitimation des Söldnerunternehmers gegenüber seinen Haupt- und Befehlsleuten und seinen zukünftigen Knechten dar. Und schließlich war er eine erste pauschale Treueverpflichtung für alle Knechte gegenüber dem Kriegsherrn.
Die Geschäftsbedingungen regelten Zeitdauer des Vertrages, Dienstverhältnis, Zahl der Kriegsknechte, Soldhöhe ( im 15. Jahrhundert für den Knecht auf 4 Gulden festgelegt), eventuell auch Sonderabmachungen
|
|
|
|
|
Die Anwerbung: Der Söldnerunternehmer, begleitet von seinen Hauptleuten und den anderen Mitglieder seines Kaders zog in die Orte um Landsknechte anzuwerben. Meist war auch ein Spiel dabei, d.h. Pfeifer Trommler. Der Feldschreiber führte Werbelisten. So bekam ein Landsknecht Laufgeld, zum Musterplatz zu kommen, ohne stehlen müssen. Später war Rüstgeld oder Rock- Kleidergulden als Ausrüstungszuschuß üblich. Sobald jemand das Laufgeld angenommen hatte war die Vorvereidigung, sog. Meinung vollzogen und man stand im Dienste des Kriegsherrn. Die Musterung: Auf dem Musterungsplatz vollzog sich der für beide Seiten entscheidende Rechtsakt. Der Kriegsherr, vertreten durch seine Musterkommissare, entschied über endgültige Aufnahme des Angeworbenen, gleichzeitig über seine Verwendung und über die Soldhöhe. Außerdem erfolgte auf dem Musterungsplatz die nun wirklich endgültige Bindung durch den Eid, dem das Verlesen des Artikelbriefs im Normalfall vorausging. Die Landsknechte sind in Reihe angetreten und müssen durch das Joch gehen. Das Joch auch Spieß- oder Musterjoch genannt besteht aus zwei, im Abstand von etwa einem Meter, in die Erde gerammten Hellebarden, über deren beide Beile in Mannshöhe ein Langspieß gelegt ist. Das Spießjoch hatte sowohl eine organisatorisch-praktische als auch eine rechtliche und schließlich ein mystisch-symbolische Funktion.
|
|
|
|
|
Der Artikelbrief:
Die Verlesung des Artikelbriefes und die Vereidigung der Knechte auf ihn schloß gewöhnlich an die Musterung an. Im Artikelbrief formulierte man sämtliche Bedingung, die für den Landsknecht galten, u.a. auch die Strafandrohung. Der Sold: Die Landsknechte waren Söldner und kämpften daher für Sold. Die Höhe des Soldes war von den Anfängen des Landsknechtswesens vier Gulden im Monat. Diese vier Gulden galten für Sold, Kost und Schaden. Es wurden aber auch Sondervereinbarungen getroffen, so gab es Schlacht- oder Sturmgeld. Es gab auch Doppelsöldner, das waren Landsknechte, die schon besser ausgerüstet waren.
|
|
|
|
|
Aus welche Truppenteilen bestand ein Landsknechteheer? Das Regiment: Ein Regiment besteht aus ca. 10 - 15 Fähnlein, das von einem Obristen geführt wurde. Der Fähnlein: Im 15. - 17. Jahrhundert nannte man eine Abteilung (Landsknechte) von ca. 300 - 500 Mann ein Fähnlein, die als Fußvolk oder als Reiter (250 Mann) unter einer Fahne dienten. Der Anführer war ein Hauptmann. Die Rotte: Die Rotte war eine kleine Einheit, sie bestand aus ca. 8 - 10 Mann und wurde vom Rottenführer angeführt. Der Troß: Der Troß begleitet die Armee auf ihrem Kriegszug. Das Troßvolk bestand aus Händler, den Marketender, den Frauen, meist Marketenderinnen und Kindern. Der Troß verpflegte und versorgte die Söldner, er bot ihnen die Möglichkeiten zu Kauf, Verkauf und Tausch, außerdem war er Verbandsplatz und Lazarett. Der Troßführer, auch Hurenwaibel genannt leitete den Troß. Eigentlicher Herr des Troßvolkes war der Profoß, er war Inhaber der Polizeigewalt und trat als Ankläger vor Gericht auf. Die Marketenderinnen: Das Wort Markt kommt aus dem italienischen Wort „Mercato“ bzw. „ Mercatante“ (Markt bzw. Händler) . Die Händler wurden deshalb im Troß der Landsknechte als Marketender (Mann) oder Marketenderin (Frau) bezeichnet. Die Marketenderin war Mädchen für einiges, sie war Geschäftsfrau, beförderte ihre Habe auf einem Karren oder in einem Kraxen. Sie war Geliebte und Krankenschwester, sie mußte auch als Schanzhelferin arbeiten. Daß die Marketenderinnen als Landsknechtshuren verschrieen sind, stimmt vielleicht nur zum Teil, vielmehr wurden „Maiehen“ geschlossen, die für einige Zeit Bestand hatten. Ihre Kleidung ist für damalige Verhältnisse zweckmäßig und auf das Leben im Feld abgestellt. Sie trägt Schuhwerk wie der Landsknecht. Welche Befehlsämter gab es bei den Landsknechten? Der Obrist: Der Obrist auch Obrist Feldhauptmann nimmt die Anwerbung vor, befehligt das Regiment, bleibt in allen Formen des Landknechtsrechts der Gerichtsherr und übt seine Herrschaft selbst aus. Er war die für die Knechte entscheidende, die alles bestimmende Figur. Er mußte das Recht wahren, er mußte aber auch für ihren Unterhalt sorgen, für Sold vor allem, aber auch für Proviant, Bekleidung und Ausrüstung, zumindest für ihre grundsätzliche Verfügbarkeit.
|
|
|
|
Der Hauptmann: Der Hauptmann gehörte zu den Befehlsämter zu Fuß. Am Beginn eines Feldzuges stellte der Hauptmann die Inhaber der Fähnleinämter seinen Knechten vor: den Leutnant, den Fähnrich, Feldwaibel, den Schreiber, den Feltscherer, den Furier, den Wachtmeister und das Spiel, also Trommler und Pfeifer. Weil aber häufig Adelige dieses Amt bekleideten und es ja auch mit Stab und deutlichen Privilegien ausgestattet wurde, kann man davon ausgehen, daß viele Hauptleute ihre Fähnlein zu Pferd führten und erst in der Schlacht zu Fuß ins Spießviereck traten. Der Leutnant: Leutnant, früher Leuttenanndt war der unterste Offiziersrang. Er vertrat den Hauptmann bei seiner Abwesenheit.
|
|
|
|
|
|
Der Fähnrich: Der Fähnrich trug die Fahne, an der sich die Knechte orientieren konnten. Außerdem mußte er die Befehle des Hauptmanns übermitteln.
Der Feltscherer: Der Feltscherer und Wundarzt hatte für seine Tätigkeit weder Studium noch Ausbildung nachzuweisen, es zählte lediglich die Erfahrung, Können und Ausrüstung
|
|
|
|
|
Der Musterschreiber: Der Musterschreiber führte bei der Werbung die Werbeliste. Der Schreiber am Werbetisch, bedrängt von Bewerbern, war bemüht, zuverlässig und korrekt die Angaben in seiner Liste zu notieren. Er war zuständig für den gesamten Briefverkehr.
Der Furier: Der Furier (Forierer) war ein Gemeinamt der Landsknechte, er war zuständig für die Quartiereinteilung. Die Waffen und Symbole der Landsknechte
Die Fahne: Die Fahne symbolisierte die Einheit des Fähnleins bzw. des Haufens; für die gemeinen Knechte lagen in ihr alle positiven Tugenden des Kriegsmanns - Tapferkeit, Mut und Ehre. War die Fahne eingerollt, steckte ihre Spitze im Boden, so war die Ehre des Fähnleins beschmutzt. erst nach vollzogener Sühne konnte sie wieder flattern.
|
|
|
|
|
Der Wachtmeister: Dem Wachtmeister waren die Feltwaibel unterstellt. (ansonsten gleicher Dienstrang wie der Feltwaibel).
Feltwaibel: Der Feltwaibel war ein Unteroffiziersrang bei der Artillerie und Kavallerie. Erst um 1550 werden sie regelmäßig als Fähnleinamt geführt. Zug- und Schlachtordnungen aufzustellen und "einzuthrillen" waren ihre Hauptaufgaben, das setzte die Fähigkeit, Berechnungen für Viereck und "Igel" anzustellen, voraus. Außerdem übten sie die Handhabung des langen Spießes mit den Knechten.
Der Gemeinwaibel: Die Ämter des gemeinen Mannes waren auch Gemeinwaibel oder Waibel genannt. Sie leisteten keinen besonderen Amtseid, erhielten auch nicht grundsätzlich Doppelsold. Die Waibel hatten den Feldwaibel beim Aufstellen und Üben der Zug- und Schlachtordnung zu unterstützen.
Die Trummelschläger und Pfeifer: Der Trummelschläger gab mit seiner Trommel (hölzerner Körper, gab dumpfe Töne) die taktischen Befehle. Der Pfeifer und der Trommler begleiteten die Werber durch die Stadt und machten "ein Spiel".
Die Pikeniere: Den Stangenwaffenträger des Fußvolkes und hier nur mit Spießen ausgerüstet, nannte man Pikenier. Man brauchte diese für die Umrahmung des Haufens, weil die Spieße nur zum Stechen zu gebrauchen waren. Da sie außen im ersten Glied an exponierter Stelle standen, mußten sie besonders gerüstet sein. Sie waren daher meist Doppelsöldner. Deren Hauptwaffe war die lange Pike (bis 5 m), daneben trugen sie einen Degen. Als Schutzwaffen waren allen Sturmhaube, Bruststück, Armschienen und Tassetten mit zu eigen. So waren Pikeniere in dieser Zeit gleichbedeutend geharnischten Fußkriegern. Das Hantieren mit der Pike war sehr wichtig, denn von dieser Waffe hing es ab, ob der Feind eine Bresche in den Haufen schlagen konnte.
|
|